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30.3.2015

Neue Pflege-Guides beginnen ihre Arbeit – Erstes Netzwerktreffen

Die Praxisphase der „Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“ hat begonnen: Das erste Netzwerktreffen der neu ausgebildeten Pflege-Guides hat kürzlich in den Räumlichkeiten der Taunussparkasse in Bad Homburg stattgefunden. Für Arbeitgeber in Hessen hat nun die praktische Umsetzung der bundesweit einmaligen „Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“ begonnen: 26 betriebsinterne Pflege-Guides wurden im Herbst 2014 auf diese Aufgabe erstmals vorbereitet. Sie arbeiten zum Beispiel bei Hess Natur-Textilien in Butzbach, der Taunussparkasse in Bad Homburg oder Druck- und Spritzgusswerk Hettich GmbH & Co. KG in Frankenberg. Sie sind ab sofort erste Ansprechpartner für ihre Kolleginnen und Kollegen, die parallel zu ihrer Erwerbstätigkeit einen Angehörigen pflegen und dabei Unterstützung benötigen. Die gemeinsame, im November 2013 gestartete Initiative des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, von berufundfamilie, des Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft mit Unterstützung vom DGB Hessen-Thüringen und der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände sowie der AOK Hessen tritt somit in eine entscheidende Phase. Insgesamt 51 Unternehmen haben die Charta bislang unterzeichnet. Die Initiative soll nicht nur teilweise bestehende Tabus überwinden, sondern Arbeitnehmern vor allem konkrete Mittel an die Hand geben, um die Doppelbelastung besser zu verkraften. Die Angebote gehen über flexible Arbeitszeitgestaltung deutlich hinaus. So sollen die Pflege-Guides die Betroffenen wirksam und eng begleiten. Aus diesem Grund ist die Qualifikation der Pflege-Guides, die im Herbst 2014 stattgefunden hat, von entscheidender Bedeutung. Bei der zweitägigen Schulung werden rechtliche Kenntnisse zur Pflegegesetzgebung vermittelt, Praxisfälle und Lösungsansätze reflektiert sowie die Vernetzung untereinander angeregt. Durch diesen Kompetenzaufbau im eigenen Betrieb werden Betroffene dazu ermutigt, sich einer Vertrauensperson in der für sie zunächst ungewohnten Belastungssituation anzuvertrauen. Es gibt derzeit rund 200.000 pflegebedürftige Menschen in Hessen. Etwa drei Viertel von ihnen werden im familiären Rahmen gepflegt, zumeist von Personen, die mitten im Berufsleben stehen, häufig sogar Fachkräfte sind. Wegen des hohen Zeitaufwandes für die Pflege – im Durchschnitt fünf Stunden täglich – und durch die psychische Belastung besteht die Gefahr einer Arbeitsunfähigkeit, andere wiederum kündigen oder nehmen einen langfristigen unbezahlten Urlaub. Durch eine Organisationskultur indes, die das Problem sensibel erkennt und ein ausgewogenes Arbeitsumfeld schafft, die familiäre Aufgabe zudem wertschätzt und echte Hilfen bietet, werden die Beschäftigten im Unternehmen gehalten – ihr Know-how geht nicht verloren.